Roman Vishniac

19.08.1897 (Pawlowsk RUS) - 22.01.1990 (New York)
Vishniac studierte ab 1914 Biologie in Moskau und wurde schon wenig später in die Armee eingezogen. Er desertierte und floh 1920 zu seiner Verlobten nach Lettland. Kurz darauf Übersiedelung nach Berlin, wo er sich erfolglos als Geschäftsmann versuchte. Fortan widmete sich Vishniac seinen beiden lebenslangen Leidenschaften, der Mikroskopie und der Fotografie. Als sich ab Mitte der dreissiger Jahre die Lage der Juden in Osteuropa verschlechterte, wurde Vishniac vom Berliner Büro des American Jewish Joint Distribution Committee beauftragte, Not und Elend der orthodoxen Juden fotografisch zu dokumentieren. Diese Fotos sollten helfen, in den USA Hilfsgelder zu sammeln. Vishniac reiste mehrmals nach Osteuropa, einmal in Begleitung der jungen Fotografin Gerda Meyerhof. Da es Juden verboten war, Kameras zu tragen, fotografierte Vishniac ausschliesslich versteckt. Er gab sich als Handelsvertreter aus und wurde mehrmals verhaftet. 1939 floh Vishniac nach Paris, wo er interniert wurde. 1940 befand sich die Familie Vishniac auf einem Schiff mit Kurs New York, an Bord befanden sich auch Antoine de Saint-Exupéry und Jean Renoir. In den USA schlug sich Vishniac, der mehrere Sprachen, aber kein Englisch sprach, anfänglich als Porträtfotograf durch. Bekannt wurde das Bildnis von Albert Einstein, aufgenommen 1942, das dieser zum Lieblingsporträt seiner selbst erkor. Vishniac wandte sich zunehmend der Mikrofotografie und der Biologie zu. Er nahm verschiedene Lehraufträge am City College in New York wahr. In den sechziger Jahren entstanden unter Vishniacs Leitung eine Reihe von Lehrfilmen zu Themen der Biologie. Die Rhode Island School of Design, das Columbia College of Art und das California College of Art verliehen Vishniac die Ehrendoktorwürde. Er gewann auch einen Preis der Biological Photographic Association in New York. Neben der Mikrofotografie bilden die fotografischen Dokumente aus den jüdischen Ghettos und Schtettlach den bedeutendsten Teil von Vishniacs fotografischer Arbeit. Vishniac war selber Jude, zahlreiche Verwandte wurden in den Konzentrationslagern der Nazis ermordet. Er war Zionist und ein erbitterter Kämpfer gegen den Antisemitismus.
Publications individuelles
«Polish Jews. A Pictorial Record», Schocken Books, New York 1947; «This Living Earth», Doubleday, New York 1956; «Mushrooms», Doubleday, New York 1957; Isaac Bashevis Singer, «A Day of Pleasure: Stories of a Boy Growing Up in Warsaw», Farrar, Straus and Giroux, New York 1969; «Building Blocks of Life: Proteins, Vitamins, and Hormones Seen Through the Microscope», Scribner's, New York 1971; «Verschwundene Welt», Hanser, München 1983; «Roman Vishniac», Arizona State University, Tempe 1985; «So soll man Geschichten erzählen: Weisheit der Chassiden», Herder, Wien 1985; «Wo Menschen und Bücher lebten. Bilder aus der ostjüdischen Vergangenheit», Kindler, München 1993; «To Give Them Light: The Legacy of Roman Vishniac», Simon & Schuster, New York 1993; «Roman Vishniac: The Platinum Prints», International Center of Photography ICP, New York 1993; «Leben im Schtetl: die letzten Bilder aus der ostjüdischen Vergangenheit, 1935-1939», Bechtermünz, Augsburg 1998; «Kinder einer verschwundenen Welt: Bilder aus dem Schtetl», Henschel, Berlin 2000; «Roman Vishniacs Berlin» (Kat.), Jüdisches Museum, Berlin 2005; «Photography, 1929-1975» (Kat.), International Center of Photography ICP, New York 2013.
Publications collectives
«Weltausstellung der Photographie 1952» (Kat.), Genossenschaft Photoausstellung, Luzern 1952; Eugene Kinkead, «Spider, Egg and Microcosm: Three Men and Three Worlds of Science», Knopf, New York 1955; «The Concerned Photographer 2», Grossmann, New York 1972; «Howard Greenberg–Collection» (Kat.), Steidl, Göttingen 2012; «99 Fotografien», Lars Müller, Zürich 2021.
Expositions individuelles
Teachers' College, Columbia University, New York 1943; IBM Gallery, New York 1962 («Through the Looking Glass»); The Jewish Museum, New York 1971 («The Concerns of Roman Vishniac»); Landesbildstelle Württemberg, Stuttgart 1979; Schweizerische Stiftung für die Photographie im Kunsthaus, Zürich 1982; Musée de l'Elysée, Lausanne 1983 («Roman Vishniac. Eine Ausstellung des Deutschen Werkbundes»); International Center of Photography ICP, New York 1993 («Man, Nature, and Science, 1930–1985»), 2013 («Roman Vishniac – Rediscovered», Wanderausstellung), 2015 («Roman Vishniac. Photography 1920-1975»); Palais de l'Athénée, Genf 1995 («Yiddishland», Wanderausstellung); Spertus Museum, Chicago 2003 («Roman Vishniac. Children of a Vanished World»); Jüdisches Museum, Berlin 2005/06 («Roman Vishniacs Berlin»); Coalmine Fotogalerie, Winterthur 2005 («Aufzeichnungen. Leben im Ghetto und Begegnungen in den Jahrzehnten danach. Roman Vishniac (1897-1990)».
Expositions de groupe
Kunsthaus, Luzern 1952 («Weltausstellung der Photographie»); Photo Art Anita Neugebauer, Basel 1986 («10 Jahre Galerie Photo Art»), 2012; «Europäischer Monat der Fotografie», Berlin 2012; Musée de l'Elysée, Lausanne 2012 («Howard Greenberg–Collection»).