Johann Baptist Isenring

12.05.1796 (Lütisburg SG) - 09.04.1860 (St. Gallen SG)
Berufslehre als Tischler. Gesellenjahre in Wien und München, wo Isenring als Vergolder und Gebäudemaler arbeitete. Später Maler, Verleger von Kunstdrucken und Stichen, Graveur von topografischen Ansichten. Ausbildung in Landschaftsmalerei und Aquatinta an der Kunstakademie München 1820-1823. Zu Beginn der 1830er Jahre fertigte lsenring in St. Gallen eine Serie von Lithografien mit Schweizer Stadtansichten mit dem Titel «Sammlung malerischer Ansichten der merkwürdigsten Städte und Flecken der Schweiz» an. Erste Kalotypien erschienen 1839 in der Neuen Zürcher Zeitung. Im selben Jahr erfuhr lsenring von Daguerres Erfindung und liess eine Daguerreotypie-Kamera aus Paris kommen. Isenring gilt als der erste Berufsfotograf der Schweiz, im deutschsprachigen Raum als ein Daguerreotypist der ersten Stunde. 1840 organisierte er in seinem Atelier in St. Gallen die erste öffentliche Fotoausstellung der Welt (Stadtansichten, Gemäldereproduktionen sowie 38 Porträts), für die er auch einen vierseitigen Katalog drucken liess und die auch in deutschen Städten sowie in Wien zu sehen war. 1841 eröffnete Isenring ein Atelier für Heliografie am Maximilianplatz in München. Von 1842 bis 1849 war er als wandernder Fotograf mit seinem «Sonnenwagen» in Süddeutschland und in der Schweiz unterwegs. Diese Einrichtung gilt als das erste Fotoatelier auf Rädern der Welt. lsenring gilt als Erfinder der Retouchierung von Daguerreotypien. 1846 liess lsenring sein Kolorierverfahren in den USA patentieren, die Rechte verkaufte er an den englischen Chemiker Poppet. 1849 gab lsenring die Daguerreotypie zugunsten der Talbotypie auf. In seinen späten Jahren war er vor allem als Landschaftsmaler und Kupferstecher aktiv. Nur gerade drei Aufnahmen Isenrings sind erhalten, das restliche Werk gilt als verloren.
Einzelpublikationen
«Kunstausstellung, enthaltend eine Sammlung von Lichtbildern, meistens Porträts nach dem Leben», o. V., St. Gallen 1840.
Sammelpublikationen
Erich Stenger, «Die beginnende Photographie im Spiegel von Tageszeitungen und Tagebüchern», Verlag Konrad Triltsch, Würzburg-Aumühle 1940; «Photographie in der Schweiz von 1840 bis heute», Niggli, Teufen 1974; Peter Keckeis (Hg.), «Damals in der Schweiz. Kultur, Geschichte, Volksleben der Schweiz im Spiegel der frühen Photographie», Huber, Frauenfeld 1980; «Frühe Photographie, 1840-1914. Das optische Gedächtnis der Bodensee-Landschaft», Robert Gessler, Friedrichshafen 1985; René Perret, «Frappante Ähnlichkeit. Pioniere der Schweizer Photographie», BEA, Brugg 1991; «Photographie in der Schweiz von 1840 bis heute», Benteli, Bern 1992; «Im Licht der Dunkelkammer. Die Schweiz in Photographien des 19. Jahrhunderts aus der Sammlung Herzog», Christoph Merian Verlag, Basel 1994; Sylvia Bärtschi-Baumann, «Chronisten des Aufbruchs. Zur Bildkultur der St. Galler und Appenzeller Fotografen 1839-1950», Offizin, Zürich 1996; Alain Fleig, «Paul Vionnet: Au temps du calotype en Suisse romande», Ides et Calendes, Neuenburg 2000; «Der Kanton Zug und seine Fotografen 1850-2000», Zürcher Druck und Verlag, Rotkreuz 2001; «Kunst und Magie der Daguerreotypie. Collection W. + T. Bosshard», BEA- und Poly-Verlags AG, Brugg 2006; Paul Hugger (Hg.), «Welten aus Fels und Eis. Alpine Fotografie in der Schweiz, Geschichte und Gegenwart», NZZ Libro, Zürich 2009; «Nach der Natur. Schweizer Fotografie im 19. Jahrhundert», Steidl, Göttingen 2021.
Gruppenausstellungen
Schweizerische Stiftung für die Photographie, Zürich 1974 («Photographie in der Schweiz von 1840 bis heute», Wanderausstellung); Landesmuseum, Zürich 1994 («Im Licht der Dunkelkammer. Die Schweiz in Photographien des 19. Jahrhunderts aus der Sammlung Herzog»); Fotostiftung Schweiz, Winterthur 2006/07 («Lichtspuren. Daguerreotypien aus Schweizer Sammlungen 1840 bis 1860»).