Jules Decrauzat

Studium der Bildhauerei an der Ecole des Arts Industriels in Genf. Aufenthalt in Paris, Abendkurse in Film und Fotografie an der Ecole Pathé. 1899 begleitete Decrauzat als Fotograf die Revision des Dreyfuss-Prozesses. Dabei gelang ihm der Schnappschuss eines Attentats auf einen der Anwälte. Dieses Foto, das Decrauzat zu einem hohen Preis an die Wochenillustrierte L'Illustration verkaufte, lancierte seine Karriere als Fotoreporter. Er fotografierte im Burenkrieg in Südafrika sowie in Südamerika bevor ihn 1906 die Pariser Tageszeitung Le Journal als Fotoreporter engagierte. Decrauzat war wohl der erste bedeutende Fotojournalist aus der Schweiz. 1910 kehrte er, dem Ruf der Genfer Zeitung La Suisse Sportive folgend, in die Schweiz zurück. In der Folge mauserte er sich zum Sportfotografen, der alle Disziplinen meisterte. Als Privatmann widmete sich Decrauzat nicht allzu schweisstreibenden Aktivitäten: Er hatte eine Schwäche für Flussfischen, Pilzesammeln und gutes Essen. Bis 1924 soll Decrauzat rund 80 000 Aufnahmen für La Suisse Sportive gemacht haben, technisch und ästhetisch erwies er sich als Meister des Genres. 1901 war er an der Gründung des Schweizerischen Eishockey-Verbandes beteiligt, 1924 wurde er Präsident der Nationalen Sportkommission, 1927 berief man ihn ins Organisationskomittee des Genfer Automobil-Salons. Neben seiner Arbeit als Fotograf verfasste Decrauzat Textbeiträge für die in Genf erscheinende Illustrierte La Patrie Suisse, bei der er 1929 bis 1931 auch als Redaktor tätig war. Das Archiv mit rund 1200 Glasnegativen aus der Welt des Sports befindet sich im Besitz der Schweizer Bildagentur Keystone, die es 2015 als Dauerleihgabe der Fotostiftung Schweiz übergeben hat.