Erich Salomon
28.04.1886 (Berlin) - 07.07.1944 (Auschwitz)
Nach dem Studium von Maschinenbau und Rechtswissenschaft in Charlottenburg, München und Berlin begann Salomon seine berufliche Laufbahn als Börsenmakler. Nachdem infolge der Hyperinflation in Deutschland das Familienvermögen stark geschrumpft war, gründete Salomon 1924 ein Taxiunternehmen. Schon bald fand er Arbeit in der Werbeabteilung des Ullstein Verlags in Berlin. Um das Gehalt aufzubessern, begann Salomon für das Medienunternehmen zu fotografieren. Die heimlich erstellte Fotoreportage eines Mordprozesses, veröffentlicht in der Berliner Illustrirten Zeitung, machte Salomon bekannt und erlaubte es ihm, sich 1928 selbständig zu machen. Salomon avancierte rasch zum Star der Branche, seine Reportagen erschienen auch in ausländischen Zeitungen und Zeitschriften. Gesellschaftliche Gewandtheit, Mehrsprachigkeit, Beziehungen zu den Mächtigen und Berühmten wie auch der Frack und sein geschliffenes Auftreten machten Salomon zu einer Ausnahmeerscheinung. Salomon war einer der ersten Fotojournalisten, die ihre Fotos mit Namen zeichneten, und die Berufsbezeichnung «Bildjournalist» soll von ihm stammen. In den Jahren bis 1933 erschienen rund 350 Fotoreportagen, meist von internationalen Konferenzen und von den gesellschaftlichen Zentren Deutschlands, Westeuropas und der USA. Salomon durfte als erster Fotograf im Weissen Haus fotografieren. Er entwickelte eigenes Zubehör, um seinen Fotoapparat nötigenfalls zu verbergen: ausgehöhlte Bücher, ein umgebautes Hörgerät, ein Diplomatenköfferchen mit Loch für das Objektiv, einen Verband für den scheinbar gebrochenen Arm. Als die Nationalsozialisten 1933 die Macht übernahmen, befand sich Salomon in den Niederlanden und setzte von dort aus seine Arbeit fort. 1940 besetzten die Nationalsozialisten die Niederlande. 1942 ging die Familie Salomon in den Untergrund, wurde verraten und 1943 verhaftet. Nach Angaben des Roten Kreuzes wurden Erich Salomon und seine Frau am 7. Juli 1944 im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau ermordet. Der Sohn Dirk war bereits vorher ermordet worden. Der Sohn Otto Erich überlebte; er war nach London geflohen, als die Familie 1942 in den Untergrund ging. Das in der Berliner Wohnung verbliebene fotografische Werk war von den Nationalsozialisten zerstört worden. Weitere Aufnahmen hatte Salomon im Garten eines Freundes vergraben, einen anderen Teil der Bibliothek des Niederländischen Parlaments zur Verwahrung übergeben. Andere Fotografien wurden von Otto Erich Salomon nach London gerettet. Das wiedervereinte Material, über 10 000 Aufnahmen, ging 1980 an die Berlinische Galerie. Zum Andenken an Erich Salomon stiftete die Deutsche Gesellschaft für Photographie 1971 den Dr.-Erich-Salomon-Preis für aussergewöhnliche bildjournalistische Arbeiten.
Einzelpublikationen
«Ziel und Fassung der Grundpfandklage» (Dissertation), Ebering, Berlin 1913; «Berühmte Zeitgenossen in unbewachten Augenblicken», Engelhorn, Stuttgart 1931; Han de Vries/Peter Hunter-Salomon, «Porträt einer Epoche», Ullstein, Frankfurt am Main 1963; «Erich Salomon», Rogner und Bernhard, München 1978; «Dr. Erich Salomon: 1886–1944» (Kat.), Schirmer/Mosel, München 1981; «Erich Salomon: Aus dem Leben eines Fotografen, 1886–1944», Museumspädagogischer Dienst, Berlin 1983; «Erich Salomon: Leica–Fotografie 1930–1939» (Kat.), Schirmer/Mosel, München 1986; «Lichtstärke. Ermanox-Aufnahmen 1928 bis 1932», Greno, Nördlingen 1988; «Erich Salomon, un photographe en smoking dans les années trente» (Kat.), Musées de Strasbourg, Strassburg 2004; «Erich Salomon. Mit Frack und Linse durch Politik und Gesellschaft. Photographien 1928–1938», Schirmer/Mosel, München 2004; «Zeit – Sprung: Erich Salomon» (Kat.), Institut für Auslandsbeziehungen, Stuttgart 2007; «Das ideale Parlament: Erich Salomon als Fotograf in Berlin und Den Haag, 1928–1940», Droste, Düsseldorf 2014.
Einzelausstellungen
Schweizerische Stiftung für die Photographie im Kunsthaus, Zürich 1977 («Erich Salomon – Porträt einer Epoche»); Berlinische Galerie, Berlin 1983 («Erich Salomon: Aus dem Leben eines Fotografen, 1886–1944»), 1986 («Erich Salomon: Leica-Fotografie 1930–1939»); Musée d'Art Moderne et Contemporain, Strassburg 2004 («Erich Salomon, un photographe en smoking dans les années trente»); «Zeit – Sprung: Erich Salomon», Weltweite Tourneeausstellung des deutschen Instituts für Auslandsbeziehungen seit 2007.
Gruppenausstellungen
Museum für Fotografie, Berlin 2008 («Pigozzi and the Paparazzi»).